Die Dose der Pandora - Wie gefhrlich ist RB Leipzig? 11FREUNDE

Noch treiben die letzten Eisschollen die Elbe hinunter, als der umstrittenste Fuballverein Deutschlands seinen Winterschlaf mit einem donnernden Kantersieg beendet. Die bemitleidenswerten Kicker des SV Wilhelmshaven wirken am Sportforum in Leipzig wie verlorene Boxer aus dem Weltergewicht, die gegen Superschwergewichtler antreten mssen. Du kriegst die Bude voll, singen die fnftausend Zuschauer, als der Gstetorwart nach

Noch treiben die letzten Eis­schollen die Elbe hin­unter, als der umstrit­tenste Fuß­ball­verein Deutsch­lands seinen Win­ter­schlaf mit einem don­nernden Kan­ter­sieg beendet. Die bemit­lei­dens­werten Kicker des SV Wil­helms­haven wirken am Sport­forum in Leipzig wie ver­lo­rene Boxer aus dem Wel­ter­ge­wicht, die gegen Super­schwer­ge­wichtler antreten müssen. Du kriegst die Bude voll“, singen die fünf­tau­send Zuschauer, als der Gäs­te­tor­wart nach einer Vier­tel­stunde zum ersten Mal hinter sich greift. Danach stellt sich den hei­mi­schen Fans in ange­nehmer Träg­heit nur noch die Frage, wie hoch ihre Mann­schaft gewinnen wird. Dreimal trifft Roman Wallner, ein öster­rei­chi­scher Natio­nal­stürmer, der im Winter mal eben neu gekommen ist, bei Abpfiff wird ins­ge­samt acht Mal die Tor­hymne I feel good“ erklungen sein. Der End­stand von 8:2 ist ein klares Signal an die Kon­kur­renz in der Regio­nal­liga Nord: Diesmal sind wir dran! Das war am 20. Spieltag der lau­fenden Saison. Inzwi­schen weiß man: RB Leipzig wird aller Vor­aus­sicht nach zum zweiten Mal in Folge den Auf­stieg in die Dritte Bun­des­liga ver­passen. Nach einer 0:1‑Niederlagen gegen den Tabel­len­zweiten Hol­stein Kiel beträgt der Rück­stand von RB (Platz 3) sieben Punkte auf Spit­zen­reiter Hal­le­scher FC. Nur der Regio­nal­li­ga­meister darf den Gang ins gelobte Land Pro­fi­fuß­ball antreten.

Doch schon jetzt ist dem Klub, der erst vor knapp drei Jahren gegründet wurde, die Welt der vierten Liga viel zu klein, nicht nur sport­lich. Ob das Buffet im VIP-Raum des WM-Sta­dions, das Angebot der Fan­shops oder die Sta­di­on­zei­tung: Hier könnte schon morgen Bun­des­liga gespielt werden. Zumin­dest, wenn man Dieter Mate­schitz glaubt. Der Gründer und Besitzer des öster­rei­chi­schen Geträn­ke­kon­zerns Red Bull sagte der schwei­ze­ri­schen NZZ“ im ver­gan­genen Früh­jahr in einem seiner raren Inter­views: Wir bauen RB Leipzig mit dem Ziel aus, in drei bis fünf Jahren in der Bun­des­liga zu spielen. Wir wollen auch in der Cham­pions League dabei sein und Erfolg haben, was man nur mit einem Klub erreicht, der in einer Top­liga spielt.“

Red Bull gibt eine halbe Mil­li­arde Euro aus – nur für Sport­mar­ke­ting

Wer das nun für eine der üblich groß­spu­rigen Aus­sagen von Spon­soren halten sollte, unter­schätzt die gewal­tige Wucht von Red Bull. Eine halbe Mil­li­arde Euro gibt das Unter­nehmen im Jahr welt­weit für Sport­mar­ke­ting aus, nur Nike, Adidas und Coca-Cola inves­tieren noch mehr Geld im Sport. Doch im Gegen­satz zu ihnen hat Red Bull einen radikal anderen Ansatz. Wir kaufen nicht ein­fach für einen Koffer voller Geld einen Kot­flügel, um ihn mit unserem Logo zu bekleben, wir betreiben unseren eigenen Renn­stall, wir über­nehmen selbst die Ver­ant­wor­tung“, sagt Mate­schitz, der früher Mar­ke­ting­ma­nager für die Zahn­pas­ta­marke Blendax war. Auf Fuß­ball über­tragen bedeutet das: Wir wollen nicht nur der Sponsor auf dem Trikot sein, son­dern den Klub haben!

Über­haupt will Red Bull im Sport selbst Akteur sein und hat sogar Wett­be­werbe erfunden, die beson­ders gut zum Image der Marke passen, wie X‑Fighters, eine Art Kampf­sport oder das Flug­zeug­rennen Air Race. Und wo Red Bull in bestehenden Sport­arten auf­taucht, wie etwa in der Formel1 mit Welt­meister Sebas­tian Vettel, geht es mit eigenen Teams an den Start. Es ist ein gewal­tiger Unter­schied, ob man einen Sponsor nur werb­lich erlebt oder auch redak­tio­nell in der Bericht­erstat­tung über ein Ereignis“, sagt Mate­schitz. Nachdem er 2005 zunächst Aus­tria Salz­burg in Red Bull Salz­burg ver­wan­delte sowie Red Bull New York in der Major League Soccer antreten ließ, soll Leipzig nun zum Zen­trum der Mar­ke­ting­ak­ti­vi­täten im Fuß­ball werden.

Ein Klub, den es eigent­lich nicht geben darf

Eigent­lich dürfte es diesen Klub gar nicht geben. Jeden­falls dann nicht, wenn sich die Fuß­ball­ver­bände an ihre Regeln halten würden. Als RB Leipzig am 8.August 2009 zum ersten Spiel seiner Ver­eins­ge­schichte gegen die zweite Mann­schaft von Carl Zeiss Jena antrat, war das noch so. Damals hatte der Säch­si­sche Fuß­ball-Ver­band (SFV) alle Ent­würfe für das Ver­eins­em­blem abge­lehnt, weil es dem Mar­ken­zei­chen des Kon­zerns zu ähn­lich war. Denn genau das ver­bietet die Sat­zung des Ver­bandes, in §12 heißt es: Ände­rungen, Ergän­zungen oder Neu­ge­bung von Ver­eins­namen und Ver­eins­zei­chen zum Zwecke der Wer­bung sind unzu­lässig.“ Das gilt nicht nur in Sachsen, son­dern im gesamten deut­schen Fuß­ball. §15 der Sat­zung des Deut­schen Fuß­ball-Bundes benutzt die exakt gleiche For­mu­lie­rung, und auch für die Deut­sche Fuß­ball Liga ist sie ver­bind­lich.

Aus­nahmen von der Regel gibt es nur dort, wo Klubs als Betriebs­sport­ge­mein­schaften gegründet wurden und daher Unter­neh­mens­namen bzw. dessen Logo im Ver­eins­em­blem tragen, wie etwa bei Bayer Lever­kusen oder Carl Zeiss Jena. In den Sieb­zi­gern hatte es in der zweiten Liga noch zwei Fälle gegeben, bei denen Spon­soren Klubs umbe­nannten. Der SV Waldhof hieß damals nach einem Chipsher­steller SV Chio Waldhof Mann­heim, und ein Geld­geber brachte beim SC West­falia Herne zwi­schen­zeit­lich den Namen seiner Tank­stel­len­kette unter: West­falia Goldin Herne. Ende der sieb­ziger Jahre unter­sagte der DFB solche Umbe­nen­nungen.

Nie­mand benutzt den offi­zi­ellen Namen

Der Trick, das Verbot zu umgehen, wurde aber nicht in Leipzig erfunden, son­dern in der west­fä­li­schen Pro­vinz. Als der TuS Ahlen und Blau-Weiß Ahlen 1996 fusio­nierten, hieß der neue Verein ver­blüf­fend umständ­lich Leicht­ath­letik und Rasen­sport Ahlen. Die Abkür­zung LR stand wie zufällig auch für das Unter­nehmen des Spon­sors Helmut Spik­kers: LR Inter­na­tional. Das Verbot, mit dem Ver­eins­namen zu werben, unter­läuft RB Leipzig jedoch viel kon­se­quenter, als es LR Ahlen getan hat. Offi­ziell steht das Kürzel zwar für Rasen­Ball­sport, doch der Klub benutzt den Namen fast nir­gends. Auf den Pla­katen in der Stadt, der Sta­di­on­zei­tung oder Home­page ist kon­se­quent von den Roten Bullen“ die Rede, als sei das ein Tra­di­ti­ons­name wie Die Roten Teufel“ oder Die Knappen“. Einer beson­deren Trans­fer­leis­tung von Roten Bullen zu Red Bull bedarf es da nicht mehr.

Noch kürzer ist der Weg vom Ver­eins­wappen zum Logo des Geträn­ke­her­stel­lers, die Unter­schiede fallen bei flüch­tigem Blick nicht auf. Da wirkt es fast rüh­rend, dass in der Fan­kurve von RB Leipzig trotzig Rasen­ball­sport allez, allez, allez“ gesungen wird und einige Fans sich Rasen­bal­listen nennen.

Ein paar Striche ans Logo, dann winken wir das durch…

Doch wie konnte es pas­sieren, dass der Säch­si­sche Fuß­ball-Ver­band so gegen Wort und Geist seiner Sat­zung ver­stoßen hat? Für Ste­phan Ober­holz, als Vize­prä­si­dent für Rechts­fragen zuständig, stellt sich die Frage nicht. Das aktu­elle Motiv habe für alle Betei­ligten aus­ge­reicht“, sagt er. Eine hüb­sche For­mu­lie­rung ist das, die nach Hin­ter­zim­mer­ab­sprache klingt: Mach noch ein paar Striche dran, dann winken wir das durch. Im Mai 2010 wurde das heu­tige Emblem durch einen Prä­si­di­ums­be­schluss des SFV akzep­tiert.

Natür­lich ist ein finanz­starker und zuschau­er­träch­tiger Klub finan­ziell ein Segen für den säch­si­schen Ver­band. Und über­dies hat RB inzwi­schen bereits fünf Mil­lionen Euro in sein Trai­nings­zen­trum inves­tiert, wei­tere 30 Mil­lionen sollen in den kom­menden Jahren ver­baut werden und das größte Leis­tungs­zen­trum des ost­deut­schen Fuß­balls ent­stehen. Soll man das durch Bockig­keit in Sat­zungs­fragen sau­sen­lassen? Wo doch selbst Bür­ger­meister Heiko Rosen­thal, zuständig für den Sport, den Dosen­klub als das Beste, was Leipzig an Wirt­schafts­för­de­rung pas­sieren kann“ gelobt hat. Und ist Leipzig nicht eine der großen deut­schen Fuß­ball­städte: Grün­dungsort des DFB, Heimat des ersten Deut­schen Meis­ters 1903 und des letzten ost­deut­schen Euro­pa­po­kal­fi­na­listen? Ein fast fünf­stel­liger Zuschau­er­schnitt zeigt auch, wie begierig viele Fuß­ball­fans die Alter­na­tive zum Irr­sinn der lokalen Tra­di­ti­ons­ver­eine annehmen. Oder wie RB-Spre­cher Sharif Shoukry lächelnd pole­mi­siert: Viele Zuschauer sind froh, dass bei unseren Heim­spielen kein Was­ser­werfer vor dem Sta­dion steht.“

Doch was gut für Leipzig ist, muss nicht gut für den Fuß­ball sein. Das zeigt schon die radi­kale Ver­eins­struktur des Rasen­Ball­sport e.V. Der klas­si­sche Mit­glie­der­verein sind wir nicht und wollen wir auch nicht werden“, sagt Shoukry. Das ist nett gesagt, denn sollte jemand Mit­glied von RB Leipzig werden wollen, dürfte ihm das kaum gelingen, selbst wenn ihn die 800 Euro für die Jah­res­mit­glied­schaft nicht schre­cken. Ent­schieden wird über einen Antrag im Laufe eines halben Jahres, es kann aber auch länger dauern und abge­lehnt werden. Bis­lang gibt es nur neun stimm­be­rech­tigte Mit­glieder, anhäng­li­chen Fans wird nahe­ge­legt, sich als OFC anzu­melden, als Offi­zi­eller Fan-Club“. Davon gibt es mitt­ler­weile drei mit ins­ge­samt 350 Mit­glie­dern. Sie erhalten die Ver­güns­ti­gungen, die sonst Mit­glieder haben“, sagt Shoukry.

Wie viel Ehre kann man in zwei­ein­halb Jahren sam­meln?

Das ist seltsam, ver­stößt aber gegen keine Regu­la­rien, denn ein Verein kann schließ­lich nicht gezwungen werden, Mit­glieder auf­zu­nehmen. Aller­dings dient das gesamte Ver­eins­kon­strukt sowieso nur dazu, dass der Klub vom Kon­zern wie eine Unter­neh­mens­fi­liale gesteuert werden kann. Der im ver­gan­genen Herbst zum neuen Vor­stands­vor­sit­zenden gewählte Dr. Flo­rian Müller leitet die Rechts­ab­tei­lung von Red Bull Global Soccer, in der die Fuß­bal­lak­ti­vi­täten des Unter­neh­mens gebün­delt sind. Seine Vor­stands­kol­legen kommen eben­falls von Red Bull. Gewählt wurden sie durch den Ehrenrat, was natür­lich reiner PR-Sprech ist, denn wie viel Ehre kann man in zwei­ein­halb Jahren Ver­eins­ge­schichte schon ein­sam­meln?

Das Gre­mium bilden mit Walter Bachinger und Dr. Volker Viech­t­bauer zwei Mit­glieder des Vor­stands von Red Bull Salz­burg. Eben­falls im Ehrenrat ist mit Man­fred Hückel ein Ver­wal­tungs­rats­mit­glied der Red Bull AG. Keiner der Herren lebt in Leipzig. Öster­reich sagt, was pas­siert“, pflegt Helmut Marko zu erklären, der Chef des Red-Bull-Renn­stalls in der Formel1. Kein Zweifel, auch im Fuß­ball ist das so.

Viel ein­deu­tiger kann man nicht gegen die 50+1 Regel ver­stoßen als RB

Nur ist es im deut­schen Fuß­ball eben bis­lang nicht vor­ge­sehen, dass ein Klub die Hand­puppe eines Inves­tors ist. Viel ein­deu­tiger als RB Leipzig kann man nicht gegen den Geist der 50+1‑Regel ver­stoßen, die genau das ver­hin­dern soll. Doch viel­leicht hat Ste­phan Ober­holz vom Säch­si­schen Fuß­ball-Ver­band trotzdem recht, wenn er druck­send davon spricht, dass es im Hin­blick auf eine Lizen­zie­rung für die dritte Liga kein welt­be­we­gendes Pro­blem gibt, nur Fragen der Struk­turen der Organe“. Denn streng juris­tisch geht es in besagter 50+1‑Regel darum, dass der Verein eine aus­ge­la­gerte Fuß­ball­ka­pi­tal­ge­sell­schaft steuern muss. Nur gibt es die in Leipzig nicht. Red Bull hat ele­gant eine Abkür­zung genommen: Das Unter­nehmen ist der Verein. Der Ver­stoß gegen den Geist der 50+1‑Regel ist derart ekla­tant, dass man sich fragt: Warum ist dem Geträn­ke­kon­zern diese Kon­struk­tion nicht schon längst um die Ohren gehauen worden?

Ein füh­render DFB-Funk­tionär, der nicht zitiert werden möchte, sagt: Es sind da viele Kräfte am Werke.“ In den kom­menden Wochen werden diese Kräfte hinter den Kulissen wirken, denn RB will eine neue Sat­zung prä­sen­tieren, die aber wenig an dem Umstand ändern dürfte, dass der Kon­zern den Klub steuert.

Denn eben das ist ele­mentar für Red Bulls Geschäfts­po­litik im Sport­mar­ke­ting. Doch nicht nur lokale Fuß­ball­fürsten mit Sehn­sucht nach großem Fuß­ball haben in den letzten Jahren die Regeln bis zum Äußersten aus­ge­legt. Genüss­lich wird Mate­schitz auf all die Beson­der­heiten ver­weisen können, die in den letzten Jahren geschaffen wurden. Die Sün­den­fälle waren Wolfs­burg und Hof­fen­heim“, sagt der DFB-Mann.

Der Verein als Spiel­zeug mäch­tiger Geld­geber

Wie Bayer Lever­kusen hatte der DFB im Jahr 2000 auch dem VfL Wolfs­burg den Status einer Quasi-Werkself des Volks­wagen-Kon­zerns gegeben, obwohl der Verein das his­to­risch nie war. An der TSG 1899 Hof­fen­heim Fuß­ball-Spiel­be­triebs GmbH hält Dietmar Hopp zwar nur 49 Pro­zent der Anteile, kon­trol­liert aber auch den ein­ge­tra­genen Verein, der die rest­li­chen 51 Pro­zent steuert. Dass hier der Sponsor der all­mäch­tige Mann ist, beklagte nach dem Raus­wurf von Trainer Holger Sta­nis­lawski sogar der Dach­ver­band der Hof­fen­heimer Sup­porter in einem offenen Brief. Es ist ein Punkt erreicht, an dem man sich fragt, ob der Verein nicht doch nur ein kleines Spiel­zeug ist“, hieß es da. Und die DFL muss sich fragen lassen, ob ein Investor wie der Jor­da­nier Hasan Ismaik beim TSV 1860 Mün­chen eigent­lich tragbar ist, der unum­wunden den Sturz des Ver­eins­prä­si­denten Dieter Schneider for­derte.

Diese Ent­wick­lung ist für die Bun­des­liga gesamt­wirt­schaft­lich schlecht “, sagt Hans-Joa­chim Watzke, Geschäfts­führer von Borussia Dort­mund. Seiner Mei­nung nach ist die Bun­des­liga die schönste und auf­re­gendste Liga in Europa, weil es die 50+1‑Regel gibt“. Die Klubs hängen nicht von den Inter­essen und Launen irgend­wel­cher Inves­toren, Olig­ar­chen oder Kon­zerne ab, der Wett­be­werb ist dadurch leid­lich aus­ge­gli­chen. Watzke bezwei­felt jedoch, dass DFB und DFL in den nächsten Monaten ihre Sat­zungen gegen wei­tere Beu­gungen ent­schlossen ver­tei­digen werden.

Ein ehr­li­cher Befan­gen­heits­an­trag des DFB-Gene­ral­se­kre­tärs

Es wirken halt viele Kräfte. Helmut Sand­rock etwa, zuletzt Direktor für den Spiel­be­trieb beim DFB und inzwi­schen dessen neuer Gene­ral­se­kretär, bittet um Ver­ständnis, sich nicht äußern zu wollen. Das darf man als ehr­li­chen Befan­gen­heits­an­trag sehen, denn zwi­schen 2006 und 2008 war er Geschäfts­führer bei Red Bull Salz­burg. Auch die DFL will sich in der Frage im Moment nicht posi­tio­nieren.

Die Leute haben alle Angst, keiner will sich mit Red Bull anlegen“, meint Watzke. Für einige seiner Mana­ger­kol­legen sei der Kon­zern ein poten­ti­eller Arbeit­geber in der Zukunft. Andere fürchten die poli­ti­sche Dis­kus­sion, dass die im Westen denen im Osten etwas weg­nehmen wollen. Dabei geht es hier nicht um Osten und Westen, son­dern darum, dass ein Investor allein bestimmt“, sagt Ulrich Lepsch, Prä­si­dent von Energie Cottbus.

Vielen ist noch gar nicht bewusst, was da gerade pas­siert“, meint Chris­tian Heidel, der Manager von Mainz 05. Sollte die Dose der Pan­dora näm­lich wirk­lich auf­gehen und Red Bull den bis­he­rigen Weg wei­ter­gehen, wäre das ein Bruch mit allen Tra­di­tionen und das Zeit­alter des Fuß­balls der Kon­zerne ein­ge­läutet. Aber was pas­siert, wenn Red Bull der Fuß­ball mit­tel­fristig doch lästig werden sollte und der Kon­zern das Recht ein­for­dert, an einen anderen Investor ver­kaufen oder gar den Ort wech­seln zu dürfen? Und wer will anderen Firmen eigent­lich ver­bieten, was Red Bull erlaubt wird? Dann haben wir dem­nächst viel­leicht ein chi­ne­si­sches Unter­nehmen, das sich enga­gieren will, das ist ein rie­sen­großes Pro­blem“, sagt Heidel.

Sollte man Red Bull den Weg frei­ma­chen?

Die Über­le­gung, den Weg für Red Bull frei­zu­ma­chen, basiert zudem auf den ähn­li­chen Fehl­schlüssen, wie es sie gerade im Osten bei den Erlaub­nissen für Ein­kaufs­zen­tren auf der grünen Wiese gab. Zwar konnte man dann vor den Toren der Stadt ein­kaufen, doch die Zen­tren ver­ödeten. Viel­leicht werden bei RB Leipzig viele tolle Talente des Ost­fuß­balls aus­ge­bildet werden, dafür aber nicht in Dresden, Cottbus oder Ros­tock. In den kom­menden Jahren wird RB Leipzig viel­leicht Arminia Bie­le­feld den Weg in die zweite Liga ver­bauen und noch danach dem FC St.Pauli den in die erste. Und eines Tages könnte der Klub im Zei­chen der Dose auf Kosten von Schalke 04 oder FC Bayern in der Cham­pions League spielen. Denn dorthin will Mate­schitz mit seinem Klub, weil sein Markt nicht Deutsch­land ist, son­dern Europa und die Welt.

Unschul­digen Fuß­ball gibt es heute nur noch in den untersten Klassen, jen­seits davon geht es immer um Geld. Und alle Spon­soren im Fuß­ball hoffen, dass etwas vom Glanz des Spiels auf sie und ihre Pro­dukte abfällt, um Image und Umsätze zu ver­bes­sern.

Aber alle Pro­fi­klubs haben nur ein Unter­neh­mens­ziel: mög­lichst großen sport­li­chen Erfolg – und dabei nicht plei­te­zu­gehen. Bei RB Leipzig ist das anders. Der Klub wurde nur gegründet, um mehr Geträn­ke­dosen zu ver­kaufen. Das ist eine Revo­lu­tion im deut­schen Fuß­ball und die muss wollen, wer RB Leipzig dem­nächst durch die Zulas­sungen winkt.

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Anmer­kung der Redak­tion: Der vor­lie­gende Text erschien im Ori­ginal in der April-Aus­gabe von 11FREUNDE und wurde für die Online-Ver­sion an einigen Stellen nach­träg­lich über­ar­beitet.

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